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Elternsein als Weg

Elternsein als Weg

Gut gemeinte Ratschläge & Erziehungstipps wie Kochrezepte

„Dann musst du halt einfach mal XY machen. Dann klappt das!“  

 „Das macht man so…“ 

Diese Stehsätze hören wir so oder so ähnlich (ungefragt) zu jedem nur erdenklichen Thema. Gerade auch in der Elternschaft und generell in der Begleitung von Kindern.
Als vermeintlich gut gemeinter „Ratschlag“ für Eltern kann das rasch auch übergriffig und verletzend sein.
Es schwingt die Botschaft mit, dass es für jedes Thema der Erziehung ganz einfache oder zumindest allgemeingültige Lösungen gibt. Als gäbe es Kochrezepte, die wir befolgen und dann wäre alles fein und unkompliziert. Kurzfristig mag das vielleicht dem ein oder anderen helfen. Langfristig meist nicht. Zumindest nicht, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Im Leben und Arbeiten mit Kindern ist Beziehung die Basis, auf der alles andere steht. Und diese ist nunmal etwas vollkommen individuelles. Was dem einem hilft mag für den andren gar nicht passen. Und so mancher gut gemeinter Erziehungstipp, der für den einen hilfreich war kann für andere einen bitteren Beigeschmack entwickeln und und gar nicht förderlich sein.

Achtsam hinschauen

Deshalb kann Unterstützung, Begleitung und Beratung für Menschen nur dann auf lange Sicht hilfreich sein, wenn sie individuell ist, achtsam und genau hinsieht und keine vermeintlich „schnellen“ Lösungen verspricht. Wenn "Tipps" von meinem Gegenüber erwünscht und vielleicht sogar erbeten sind, dann können sie im wertschätzender Form wohlwollend und nicht belehrend vermittelt werden. So wie das bei kompetenter Psychoedukation oder guten Elterncoachings beispielsweise der Fall ist. Im Optimalfall wird hier fundiertes Wissen individuell vermittelt und auf die jeweilige Person / Familie und deren Bedürfnisse angepasst.
Wir sind eingeladen, gemeinsam hinzusehen und zu erkunden, was sich zeigt. Vertrauen zu schaffen und herauszufinden, was für die jeweilige Person stimmig ist. Und da sind wir nun mal nicht alle gleich. Erwachsene nicht und Kinder auch nicht. Manche Themen benötigen eine gehörige Portion Vertrauen und Fingerspitzengefühl um besprochen werden zu können.

Wie angenehm wäre es doch, wenn wir nur einfach Erziehungstipp X anwenden müssten und schwupps, alles klappt wie am Schnürchen… und ich verstehe sie auch diese Sehnsucht, dass es jetzt doch bitte den perfekten Tipp und die ultimative Lösung geben möge. Sie entsteht oft aus einer Not heraus. Und ja, wenn man unter Druck steht, dann ist es oft die schnelle Entlastung, die man braucht. Und ja, hinsichtlich Rahmenbedingungen und vielen Bereichen im Leben gibt es tatsächlich viele praktische und schnelle Ansätze.
Wenn es aber um das emotionale Miteinander geht, lohnt es sich, langfristig tiefer zu gehen, hinter Verhalten zu blicken und zu schauen, was sich da zeigt. Beziehung braucht auch Zeit.

Gemeinsam auf dem Weg

Gerade auf das Elternsein können wir uns nicht wirklich vorbereiten. Zumeist begegnet man viel Neuem und auch Unerwartetem - sowohl Freude und Glück - aber auch Herausforderungen und Ängsten an die man zuvor nie gedacht hätte. Aber vielleicht ist das ja auch gar nicht die Aufgabe– ich denke, es geht dabei vielmehr darum, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen, immer wieder voneinander lernen und miteinander und aneinander wachsen. Dass wir uns ansehen, wie wir unseren eigenen Weg gehen können, sodass es uns und unseren Kindern gut tut.

Jenseits von fix vorgefertigten Vorstellungen, wie man zu sein hat und was man zu tun hat.