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Warum denn gerade Achtsamkeit?

Vor einigen Jahren fing ich an, mich mit Achtsamkeit zu beschäftigen. Zuerst „akademisch“ – indem ich eine ganze Masterthesis über Achtsamkeit verfasste. Ich kannte mich super aus und kann bis heute Jon Kabat Zinn, Thích Nhất Hạnh und unzählige Studien zu Wirkweise und Wirksamkeit zitieren…
Es brauchte etwas, bis ich merkte, dass gerade dies ein Bereich ist, den man selber wirklich erfahren und spüren darf und nicht nur verstehen. Durch meine persönlichen Erfahrungen, dem Leben und meine eigene Mutterschaft bekam Achtsamkeit und Selbstmitgefühl nochmals eine ganz andere Perspektive und ein wirklich gelebtes „Erleben“. Mir wurde bewusst, dass die Prinzipien der Achtsamkeit wie eine Anleitung für ein gutes Leben sind. Gerade auch für Eltern. Wenn ich auf ein stabiles Inneres bauen kann, kann ich den Wellen und Wogen, die der Alltag so mit sich bringt, auch inmitten von Stress und Krisen standhalten. Ich kann (immer öfter) empathisch und liebevoll mit mir selber und auch mit meinem Umfeld sein. Ich kann gelassener reagieren und mehr echte Ruhe spüren. Und vor allem: Wenn es mal wieder nicht so ist und mir die Gelassenheit flöten geht, kann ich dies mitfühlend mit mir selber annehmen. Fern von Perfektionsansprüchen an mich und mein Umfeld. Das ist einfach ungemein entlastend und macht dann paradoxerweise schon wieder ein Stück weit gelassener.


Beruflich arbeite ich mittlerweile seit fast 20 Jahren mit Menschen. Also lag es nahe, dass ich diesen „Schatz“, den ich da gefunden hatte, auch in meine Arbeit einfließen lassen wollte. Also habe ich mich noch intensiver dem Thema gewidmet und mich gezielt aus- und fortgebildet. Achtsamkeit, Mitgefühl und Verbundenheit in der Familie und im Leben mit Kindern liegen mir hierbei besonders am Herzen. Es braucht keiner befürchten, verbogen wie eine Brezel meditieren oder besonders anspruchsvoll etwas achtsam zu machen oder gar „erreichen“ zu müssen -im Sinne von ganz besonders achtsam sein zu müssen. Integrative Achtsamkeit bedeutet für mich eine im Alltag lebbare Form. Ohne überhöhte Ansprüche an sich selber und mit ganz viel Milde und einer liebevollen Haltung. Gerade deshalb empfinde ich es im beraterischen und auch im therapeutischen Kontext als so hilfreich und nährend. Achtsamkeit verbindet viele Teilbereiche meines fachlichen Wirkens miteinander und macht einfach ganz grundlegend Sinn. Wenn man sich (so wie ich) näher mit den Themen Eltern-Kind-Bindung, Beziehungsförderung und Begleitung von Menschen in Krisen und Umbrüchen auseinandersetzt, sind Achtsamkeit und Selbstmitgefühl eigentlich kaum wegzudenken.


Deshalb möchte ich Achtsamkeit gerne als etwas Grundlegendes – als Haltung – insbesondere an Familien und an Menschen, die mit Kindern leben und arbeiten, weitergeben. Das beginnt schon im ganz Kleinen und mit den ganz Kleinen. Sie eröffnet uns aber auf lange Sicht wirklich großartiges und wirkt positiv auf unser seelisches Wohlbefinden und unser Miteinander ein.